Donnerstag, 24. Januar 2013

Zeugs²

Es war klar, dass meine Mutter was dagegen hat, dass ich nicht mehr zur Uni gehe.
"Du musst arbeiten." "Du musst eine Ausbildung machen." "Warst du heute schon beim Arbeitsamt?"
Und so weiter. Jedes Mal, wenn wir reden. Über Weihnachten war es besonders schlimm - ich saß teilweise zitternd im 'Gästezimmer', weil sie mich ständig darauf angesprochen hat. Täglich. Als würde sie erwarten, dass ich mich über Telepathie bei irgendwelchen Betrieben bewerbe. Alles, was mir dort zur Verfügung stand, war ein alter PC, mit dem ich zwar einen Lebenslauf etc. hingekriegt hätte, aber keine Beispielbilder. Warum also musste sie mich ständig wieder dran erinnern?
Wenn es nach ihr geht, soll ich ja sowieso ein perfektes Leben führen - Ausbildung, einen geregelten Alltag und einen tollen Job, in dem ich dann mein Leben bis zur Rente verbringe. Und ich kriege es nicht hin, ihr zu sagen, dass ich das weder will noch kann. Die Vorstellung, mein ganzes Leben nur an einem Arbeitsplatz zu verbringen, jeden tag aufzustehen, dort hinzugehen und am Abend wieder heimzukehren, ist grauenvoll. Das kommt mir nicht vor wie ein Leben.
Ich hatte vor knapp zwei Wochen ein Gespräch bei einer Therapeutin, damit ich mit ihrer Hilfe vielleicht endlich mal rausfinde, was genau ich wirklich will. Und damit ich das auch durchziehen kann. Meine Mutter wird es nicht akzeptieren, das weiß ich. Sie hat mir gesagt, dass sie psychologische Gründe nicht durchgehen lässt, als ich etwas angedeutet habe. Aber ihr geht es nur um Leistung. Das war schon in der Schule so - und einer der wichtigsten Gründe, warum ich mit 19 ausgezogen bin, obwohl die Monatskarte günstiger gewesen wäre als die Miete. Ich brauchte Abstand. Und doch hat es nicht viel gebracht.
Ich werde jetzt einfach in ungefähr 8 Stunden losfahren, damit die Psychiaterin den Bericht ausfüllt/schreibt, den die Krankenkasse braucht, um die Therapie hoffentlich zu bewilligen. Manchmal hasse ich Privatpatienten, die einfach einen Platz bekommen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Positives? Öhm. Hm. Morgen (nein, heute) Lord of the Lost Konzert. Twittermenschen. Tee. Meine Muse.

Edit: Mit Menschen umgehen kann ich auch nicht. Ich WEISS eigentlich, wie ich mit meiner besten Freundin umgehen muss und ich kriegs trotzdem nicht auf die Reihe. Es ist einfach ... unbewusst. ich schreibe etwas und verletze Menschen damit, ohne es zu wollen. Zwischenmenschliche Interaktion: Fail. 

2 Kommentare:

  1. "Die Vorstellung, mein ganzes Leben nur an einem Arbeitsplatz zu verbringen, jeden tag aufzustehen, dort hinzugehen und am Abend wieder heimzukehren, ist grauenvoll."

    Verständlich. Ich denke diesen Gedanken finden viele grauenvoll, selbst Leute die wissen was sie machen wollen und ihren Beruf mögen. Heute ist es allerdings sehr unüblich, dass jemand immer für die selbe Arbeitsstelle arbeitet. Es gibt fast immer die Möglichkeit der Weiterbildung/Umschulung. Und letztlich gibt es auch die Möglichkeit später etwas völlig anderes zu machen als man erlernt hat. Bei mir im Studium ist etwa die Hälfte über einen zweiten Bildungsweg dazugestossen.

    Für was immer du dich letztlich entscheidest, es muss keineswegs so sein, dass das deine erste und letzte Arbeitsstelle war.

    Und so sehr ich verstehen kann, dass das ständige Ansprechen der Mutter nervt. Dir ist vielleicht bewusst, dass sofern deine Eltern dich zurzeit unterstützen, sie wohl zur Zeit genau das machen was du so unzumutbar findest, auch damit du es nicht tun musst. Insofern verständlich, dass dein Argument sie vielleicht eher nicht erreichen wird...

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    1. Ich habe das mit meinen Eltern inzwischen klären können und ich denke, es hat das Verhältnis definitiv verbessert. Was ich machen will, weiß ich allerdings immer noch nicht...

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