Endlich komme ich auch mal wieder zum Schreiben. Die letzten Tage waren anstrengend. Donnerstag und Freitag Theaterfahrt – wie gesagt, anstrengend, aber auch sehr schön. Durch ein paar Probleme hängen wir dieses Jahr mit dem Zeitplan ganz schön hinterher, aber wir konnten auf dieser Fahrt so einiges aufholen.
Begonnen hat sie allerdings etwas chaotisch – der Vater einer Theaterkollegin hat mich mitgenommen und dachte sich, wir könnten ja den Weg nehmen, den man auch mit dem Fahrrad fährt. Mit anderen Worten: Ab durch den Wald. Und zwar so richtig. Zu beiden Seiten kleine Abhänge hoch oder runter, danach teils der See, schmale Straße. Wenn uns jemand entgegen gekommen wäre – irgendwer hätte den kompletten Weg rückwärts fahren müssen, da war keine Chance aneinander vorbei zu fahren. Wir sind aber doch heil angekommen, bei der Zimmerverteilung gab es keine Probleme und bis zum Mittagessen war noch etwas Zeit zum Proben.
Vorher allerdings fragte unsere Lehrerin noch nach den Vegetariern, damit auch wir etwas zu essen kriegen. 6 von 12 Leuten ist ein verdammt hoher Schnitt. Bei der Essensausgabe hieß es dann „Ich wusste nicht, dass hier Vegetarier sind, ich hab jetzt nur ein bisschen.“ Sehr schön. Warum wurde ihm das noch gleich gesagt? Einer von uns bekam erstmal kein Essen beschwerte sich und bekam dann doch noch etwas – das ganz normale, wo der Koch einfach nur das Fleisch rausgepickt hatte. Nicht gründlich, aber nun ja.
Nachmittags hieß es dann wieder Probe – und teilweise Freizeit, die wir auf dem Zimmer der Jungs verbrachten. Ziemlich witzig, auch wenn ich die Witze hier nicht wiedergeben werde. Es gibt bestimmt so einige, die mit diesem zugegebenermaßen sehr schwarzen Humor nichts anfangen können.
Abends, nach dem Essen, haben wir dann alle zusammen gespielt. Zuerst Black Stories. Falls jemand das Spiel nicht kennt: Es ist eine Situation vorgegeben und die Mitspieler müssen raten, wie es dazu kam. Sehr witzig, ich kann es nur empfehlen. Teilweise aber auch etwas makaber…man muss es mögen. Anschließend folgte dann Scharade. Die erste Runde mit Begriffen für Pantomime und Erklären, die zweite dann nur noch mit Pantomime, alle Begriffe selbst ausgedacht. Das Beste daran war die Darstellung von Papst. Denkst hier einfach mal an den großen Skandal der katholischen Kirche in letzter Zeit ;)
Zum Schluss spielten wir noch Prominentenraten – jemand meinte, meine Person sei verdammt schwer. Ich war die erste die es raus hatte. Und ganz ehrlich, so schwer ist Rosa Luxemburg auch nicht, wenn man schon bei ermordete Politikerin des zwanzigsten Jahrhunderts ist.
Freitag standen dann wieder Proben an und während die anderen noch bis Samstag blieben, wurde ich bereits Abends abgeholt, was mich auch gleich zum nächsten Punkt führt.
Girugämesh, live in Bochum. Eine Stunde Schlaf habe ich Freitagabend noch gekriegt, mich dann auf den Weg zum Bahnhof gemacht. In Kiel durfte ich eine halbe Stunde darauf warten, dass die endlich mal den Zug nach Hamburg bereit stellten – für gewöhnlich steht der da schon, wenn man ankommt.
Immerhin fuhr er pünktlich los und die erste halbe Stunde hatte ich den kompletten Waggon für mich alleine. Unglaublich entspannend so etwas. Niemand, der mich komisch anstarrt oder durch irgendetwas anderes nervt. Dann allerdings stiegen ein paar junge Männer der Sorte „Ich-bin-der-coolste-Checker-der-Welt“ hinzu und vorbei war’s mit der Ruhe. Einer kam zu mir und redete mich auf Spanisch an. Sehr cool, ich habe nichts verstanden, aber der Sinn war klar. Da ich absolut keine Lust auf ihn hatte, bin ich aufgestanden und hab mich woanders hingesetzt.
Natürlich schaffte die Deutsche Bahn es nicht, pünktlich zu sein und so kam ich mit 20-minütiger Verspätung in Hamburg an. Da hat dann aber wieder alles geklappt, ich habe meine Freundin ohne Probleme gefunden und wir sind zu einer Filiale der Fast-Food-Kette mit dem großen M. Nicht um was zu Essen, aber der Zug nach Bremen fuhr erst um halb 6 und wir wollten ins Warme. Nur…sonderlich warm war es auch dort nicht. Irgendwie haben wir jedoch die Zeit rumgekriegt und endlich konnten wir weiter. Bremen, Osnabrück (wo wir noch zwei weitere Mitfahrerinnen abholten), Bielefeld und schließlich Bochum. Im Zug wurden wir von so einigen Mitfahrern doof angestarrt – man gewöhnt sich daran und irgendwie war es auch witzig.
In Bochum trat dann das nächste Problem auf – wo findet man eine kostenlose Toilette? Richtig, schon wieder besagte Fast-Food-Kette. Bloß musste man erst einmal auf die Idee kommen, dass man dazu aus dem Bahnhof raus muss. Der Bus war dann aber immerhin leicht zu finden, die anderen Leute, die zum Konzert wollten, waren auffällig genug, man musste ihnen einfach nur Folgen. Bei der Halle angekommen war bereits verdammt viel los. Wir standen erstmal ganz am Ende der Schlange, es dauerte allerdings nicht lange, bis dort so viele Leute waren, dass wir bereits in der Mitte standen.
Bei der Autogrammstunde hieß es zunächst, man dürfe mehrere Sachen unterschreiben lassen. War dann aber nicht so, also konnte ich den zwei Freundinnen, die mich gefragt hatten, keine mitbringen. Aber ich selbst habe welche und die Jungs waren wirklich unglaublich freundlich.
Anschließend waren es immer noch ein paar Stunden bis zum Konzertbeginn – und man merkte deutlich, dass sehr viele nur für die Autogrammstunde gekommen waren und keine Tickets für das eigentliche Konzert mehr abgekriegt hatten. Wir standen ziemlich weit vorne in der Schlange, haben uns dann irgendwie die Zeit vertrieben und dann war auch schon Einlass. Ein Teil des Erlöses aus den Merchandise-Verkäuden geht an die Opfer des Unglücks in Japan, außerdem stand eine Spendenbox bereit, was ich wirklich sehr gut finde.
Man merkte auch beim Konzert, dass sie nicht so ganz bei der Sache waren. Trotzdem haben sie einfach eine unglaublich geile Show geliefert. Mein Kreislauf war nicht so begeistert davon, dass ich kaum geschlafen, gegessen oder getrunken habe, also konnte ich leider beim moshen nicht mitmachen. Geschwitzt habe ich aber dennoch. Die Auswahl an Songs war wirklich genial, man konnte sehr gut dazu feiern.
Zwischendurch hat ShuU (der Bassist), noch ein wenig Deutsch mit uns geredet. Viel hat man nicht verstehen können, trotzdem haben es alle nachgebrüllt. Was ich verstanden habe war „Ich liebe euch!“ und „Currywurst Pommes!“ Falls jemand noch etwas raushören will – auf Youtube sind Videos davon. Vielleicht habt ihr ja mehr Erfolg als ich.
Satoshi hielt auch noch mal eine Rede, allerdings auf Englisch, wo er auf die Spendenbox hinwies und uns bat, zu helfen.
Nach dem Konzert war ich vollkommen fertig, konnte meine Füße nicht bewegen, aber ich war auch glücklich. Meinen Rucksack hatte ich glücklicherweise nicht an der Garderobe abgeben müssen, ein paar andere nette Leute haben ihn in ihrem Auto eingeschlossen, zusammen mit weiteren Taschen und Jacken.
Die Busfahrt zurück zum Bahnhof – nun ja. So stellt man sich die U-Bahn in Tokyo zur Rush-Hour vor. Dicht an dicht gedrängt, keine Chance, sich zu bewegen. Als ein paar Leute aussteigen wollten, mussten auch ein paar von uns erstmal raus um Platz zu schaffen. Der Vorteil war, dass man nicht umfallen konnte.
Da das Konzert früher zu Ende war als erwartet, dachten wir, wir können ja auch schon eher fahren, das Wochenendticket galt ja eh noch. Wir sind bis Osnabrück gekommen. Für zwei von uns vorteilhaft, sie konnten sofort nach Hause. Wir beiden anderen hockten dann allerdings da. Von ungefähr Mitternacht bis 7:38h, da Sonntags der erste Zug nicht um 4:21h fährt. War ja klar. Und die Leute da sind unfreundlich. Beim goldenen M wurden wir angemeckert, weil wir ein bisschen gedöst haben. Irgendwie (mit Hilfe von Koffein) haben wir es auch da geschafft, die Zeit zu überstehen. Bis Hamburg kamen wir dann problemlos weiter, ich musste dort erstmal nach Altona und dann in den Zug nach Kiel, der fährt momentan nicht immer vom Hauptbahnhof. Und hier gab es wieder Verspätungen, da die Strecke ausgebaut wird und nur eingleisig befahren werden kann, muss immer ein Zug warten, wenn einer entgegen kommt. Aber der Schaffner war freundlich – ich war nur einen Tag nicht im Norden, aber es tat wirklich gut, mit einem „Moin“ begrüßt zu werden, anstatt einfach nur ein übel gelauntes „Fahrkarten bitte!“ entgegen geschleudert zu bekommen.
Schließlich hatte ich auch das dann geschafft, war gegen Viertel nach 2 zu Hause und eine halbe Stunde später im Bett. Fast 38 Stunden ohne Schlaf und mit einem anstrengenden Konzert lagen hinter mir…ich habe bis Montagmorgen durchgeschlafen und war auch danach noch nicht wirklich fit.
Ich würde es jederzeit wieder tun, aber trotzdem bin ich froh, dass das nächste Konzert wieder in Hamburg ist.
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