Der erste Blogeintrag im neuen Jahr, der erste seit geraumer Zeit, weil viel passiert ist und ich nie die richtigen Worte finden konnte. Hier nun aber mein Beitrag zu einem mir persönlich wichtigen Thema.
Unser Leben ist geprägt von Entscheidungen. Bei der Wahl des
Abendessens, bei der Wahl des Studiums oder der Ausbildung oder des Jobs, wenn
man das denn anstrebt. Zum Teil sind es aktive Entscheidungen mit langer
Bedenkzeit, zum Teil spontane Überlegungen. Und dann ist da die Sache mit den
Beziehungen und die ist es, die ich hier insbesondere ansprechen möchte.
Wer kennt das beliebte Motiv der Dreiecksbeziehung nicht aus
den Medien? Person A, Held der Geschichte, hat zwei Love Interests und
natürlich ist die wichtige Frage nicht, wie die Welt im Endeffekt aussehen
wird, sondern, wofür sich Prota entscheiden wird. Da werden Teams gebildet und
es gibt seitenlange Diskussionen und überall steht die Frage „Wen liebt A mehr?“ Was ich mich dann frage, ist, ob A überhaupt jemanden vorziehen möchte. Ich würde
gerne eine Geschichte lesen oder einen Film sehen, in dem A sagt „Ich liebe
euch beide. Ich will mich nicht zwischen euch entscheiden müssen, sondern beide
wählen. Und wenn das nicht geht, dann nehme ich eben keinen.“
Das ist vermutlich utopisch. Es wäre eine Entscheidung, aber
eine, die sich mit dem Standard nicht vereinbaren lässt und ich weiß, dass
viele Menschen in monoamoren Beziehungen leben, aber ich weiß auch, dass das
längst nicht alle tun.
Ich lebe polyamor und habe mich früher nie in Beziehungen
wohlfühlen können. Ich fühlte mich eingeengt und der Gedanke, den alleinigen
Lebensmittelpunkt einer Person darzustellen, war beängstigend. Ich wollte meine
Freiheiten behalten und nicht das Modell leben, das mit in den Medien überall
präsentiert wurde. Gleichzeitig hatte ich in meiner Umgebung Paare, die immer
alles zusammen gemacht haben und das wirkte auf mich immer befremdlich. Wem es
gefällt, bitte, ihr müsst damit glücklich werden. Für mich ist es nichts.
Dann habe ich auf FF.de-Usertreffen meine Freundin kennen
gelernt und ja, wir hatten Startschwierigkeiten und es hat gedauert, bis wir
gelernt haben, uns vernünftig auszusprechen, über Wünsche und Vorstellungen zu
reden, über Beziehungskonzepte und Identitäten. Kommunikation ist wichtig. Wir haben gemeinsam viel Zeit
mit einer weiteren Person verbracht und sie assimiliert. Ich mag dieses Wort,
das beschreibt es bisher am besten, weil irgendwie ist es einfach passiert und
niemand kann sagen, wann genau. Wir sind also zu dritt und wir sind glücklich
damit.
Natürlich erfordert auch das Absprachen und natürlich ist
Eifersucht nicht komplett aus dem Weg geräumt, nur, weil romantische Liebe sich
nicht auf eine Person konzentriert. Es zeigt sich bloß in anderer Form und ist
bei mir zumindest vor allem die Angst, die beiden zu verlieren. Weil sie
jemanden finden, der interessanter ist, als ich, weil Gefühle, die sich nicht
kontrollieren lassen, verebben. Dann aber sind da Telefonate und Chats und mehr
oder minder spontane Treffen. Dann sind da gemeinsam verbrachte Stunden, in
denen wir Geschichten planen oder zocken oder einfach nur reden und lachen und
ich weiß, dass meine Sorgen unbegründet sind.
Wir haben eine Weile gebraucht, um diesen Punkt zu
erreichen, aber ich bin froh, dass keine von uns aufgegeben hat. Wir sind
füreinander da, um uns zu motivieren oder auch mal in den Hintern zu treten,
und ich würde darauf nicht verzichten wollen. Natürlich stößt das auf
Unverständnis, auf blöde Blicke und seltsame Fragen, aber im Endeffekt weiß
ich, dass ich mich entschieden habe. Nämlich dafür, nicht zwischen zwei
Personen zu wählen, sondern mit beiden gemeinsam glücklich zu werden. Und meine
Liebe kennt keine Abstufungen, kein mehr oder weniger.